Deutsch–polnische Jugendbegegnung in Mława – Juni 2025

Vom 1. bis 6. Juni 2025 fand nun im Rahmen von Erasmus+ das zweite Jahr in Folge das nächste Projekt des Kurfürst–Balduin–Gymnasiums in Münstermaifeld mit dem Liceum Ogólnokształcące im. Stanisława Wyspiańskiego in Mławastatt. 

Intensiv wurde die anstehende Fahrt nach Polen, die ja an einen Besuch unserer polnischen Freunde im Oktober 2024 anknüpfte, in gemeinsamen Treffen vorbereitet: Zum einen hielten die Münstermaifelder Jugendlichen Kontakt zu ihren Partnern, zum anderen aber bereitete man sich inhaltlich auf die Begegnung vor, indem zum Beispiel eine Schülerin mit polnischen Wurzeln einen Sprachkurs anbot und so die anderen mit wichtigen Vokabeln und Phrasen vertraut machte, die vor Ort genutzt werden konnten. Auch informierten sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig über wichtige landeskundliche Themen zu den Bereichen Kultur, Geschichte, Geographie und Politik, was half, die Tage in Mława bewusster zu erleben.

Die gemeinsamen Tage waren für die beteiligten Schülerinnen und Schüler, aber auch die betreuenden Lehrerinnen und Lehrer voller interessanter Ereignisse und werden gewiss in unvergesslicher Erinnerung bleiben.

Das Programm umfasste zahlreiche Sprachaktivitäten, die es den Teilnehmern ermöglichten, Sprachbarrieren zu überwinden und sich besser kennenzulernen. Die deutschen Gäste hatten am ersten Tag die Möglichkeit, am Unterricht der polnischen Partnerschule teilzunehmen, was ihnen ein tieferes Verständnis des polnischen Bildungssystems vermittelte. In kurzen Pausengesprächen konnten die beiden Schulsysteme verglichen werden und man tauschte sie sich mit den polnischen Partnern, aber auch den Lehrern aus über Gemeinsamkeiten und Unterschiede, aber auch die verbindenden Werte und Interessen in den pädagogischen Ansätzen. 

Während der Tage in Polen besuchten die Jugendlichen das polnische Parlament, wo sie die Abgeordneten Anna Cicholska (PiS) und Maria Koźlakiewicz (KO) trafen. Im Vorfeld hatten sie in gemischtnationalen Gruppen Fragen dafür vorbereitet, in denen es unter anderem um die Fragen der Partizipation an politischer Teilhabe von Jugendlichen ging; besonderes Interesse lag aber in dem gut einstündigen Gespräch mit den beiden Abgeordneten auf dem Ausgang der polnischen Präsidentschaftswahl, die am Wochenende davor das Land und Europa in Atem gehalten hatte. Vor allem bewegte die polnischen Jugendlichen die Frage, was der neue polnische Präsident unternehmen müsste, die tief gespaltene Bevölkerung wieder zu einen. 

Im Anschluss an dieses emotionale Gespräch fand dann der Besuch des Goethe–Instituts in Warschau statt, wo erneut Sprachanimationen und ein Gespräch über landeskundliche Themen die deutsch–polnischen Gruppe forderte. 

Bevor ein kurzer individueller Stadtbummel durch Warschau anstand, führten uns unsere polnischen Freunde zum Denkmal des Warschauer Ghettos; anregende Gespräche fanden hier in kleinen Gruppen statt, in denen die Jugendlichen, aber auch die begleitenden Lehrer der Frage nachgingen, welche Verantwortung jeder einzelne für ein friedliches Zusammenleben in einem geeinten Europa hat. Einig war man sich darin, dass eine solche Begegnung wie diese ein wichtiger Schritt dazu ist; Menschen, die einander kennenlernen und die versuchen Verständnis für Sehnsüchte und Sorgen des je anderen haben, werden auf jeden Fall Brücken bauen und Verständnis für den anderen entwickeln. Ein Schüler fasste dies in Anwandlung eines Zitates von Willy Brandt zusammen und sagte, für ein Zusammenwachsen Europas sei es nötig „mehr Austausch und Begegnung zu wagen“.

Am darauffolgenden Tag nahmen die Schülerinnen und Schüler aus Polen und Deutschland gemeinsam am Wissenschaftsfestival des Liceums teil. Als eine besondere Ehre empfanden wir es, dass die masowischen Bildungsinspektorin Wioletta Krzyżanowska während ihres Besuches am Liceum darauf drängte, trotz eines vollen Terminplanes ein Gespräch mit den polnischen und deutschen Jugendlichen zu führen. Eine Bildungsinspektorin ist etwa vergleichbar mit einem Landesbildungsminister; daher waren die Fragen der Schülerinnen und Schüler natürlich geprägt von Schule, Bildung, Ausbildung und Frau Krzyżanowska stellte sich den zum Teil kritischen Nachfragen ihres jungen Publikums. Zugute kam den deutschen Schülerinnen und Schülern, dass sie zu Beginn der Woche durch ihre Unterrichtsbesuche Erfahrungen sammeln konnten; auch hier hatten sie in gemischtnationalen Gruppen diese Begegnung vorbreitet. 

Weil sich die Gruppe ein halbes Jahr davor in Münstermaifeld dem Thema „jüdisches Leben in Münstermaifeld“ gewidmet hatten, sollte auch in Mława diesem Thema nachgegangen werden; es war ein erstes vorsichtiges Erkunden, zeigte aber, dass eine vertiefende Beschäftigung lohend ist.

Am Abend fand der Besuch eines Galadinner mit dem stellvertretenden Starosten des Kreises Mława, Herrn Tomasz Chodubski, statt; diese Gelegenheit nutzten Lehrer und Schüler gleichermaßen, mit ihm über internationale Zusammenarbeit und Bildung zu sprechen. Da Herr Chodubski vor dem Eintritt in die Politik selbst Lehrer war, konnte er als ausgesprochener Kenner zu der ein oder anderen pädagogischen und bildungsrelevanten Frage eine fundierte Antwort geben.

Im Rahmen der Reise besuchte die Gruppe am letzten Tag auch Danzig, wo unter anderem das Museum des Zweiten Weltkriegs auf dem Programm stand – ein Ort, der alle sehr beeindruckte. Vor allem ergaben sich hier vielfältige Gespräche über Fragen zur eigenen historischen Weltsicht auch in Auseinandersetzung mit Fremdurteilen. Die Zeit für den Besuch dieses wirklich herausragend gestalteten Museums war eigentlich viel zu kurz und animierte noch auf dem Rückweg nach Mława zu interessanten Gesprächen über die museumspädagogischen Angebote.

Auch für informelle Zusammenkünfte blieb Zeit: Gespräche, Spiele und Grillabende förderten die Integration und den Aufbau internationaler Freundschaften. Es war ein unglaublich wertvoller und inspirierender Austausch, der allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.