85 Jahre nach der Reichspogromnacht

Gedenken an die Opfer in Münstermaifeld

Am 9. November versammelten sich abends etwa 150 Menschen zunächst in der Stiftskirche, um der 85. Wiederkehr jenes Tages zu gedenken, als die Synagoge in Münstermaifeld – ebenso wie unzählige andere jüdische Gotteshäuser in Deutschland –  in Flammen aufging und die Verfolgung der jüdischen Mitbürger durch die Nazi-Diktatur eine neue, noch gewalttätigere und tödlichere Stufe erreichte.

Unter den 150 Menschen, die der Reichspogromnacht gedachten, waren auch Schülerinnen und Schüler des Kurfürst-Balduin-Gymnasiums, denn seit Jahren bereitet die Schule zusammen mit dem Förderverein der Synagoge und den beiden großen christlichen Kirchen dieses Gedenken vor.  Einige Schülerinnen und Schüler aus den Konfirmanden- und Firmgruppen waren bei der Gottesdienstgestaltung aktiv. Nach dem Gottesdienst machte sich die Versammlung schweigend auf den Weg zur ehemaligen Synagoge. Diesen Abschnitt gestaltete der Ethik-Kurs der Jahrgangsstufe 13, der sich besonders intensiv auf das Ereignis vorbereitet hatte. Mit typisch jüdischem Gebäck erinnerten sie die Teilnehmer der Veranstaltung an den kulturellen Verlust, der uns als Gemeinschaft durch das Fehlen unserer jüdischen Mitbürger entstanden ist. Deutlich wiesen sie auf die Gefahr des Antisemitismus in unserer Gesellschaft hin und benannten in einer Rede auf einer Zwischenstation die aktuellen Herausforderungen, denen wir uns als Gesellschaft stellen müssen, um unsere jüdischen Mitbürgern vor Hass und Gewalt zu schützen.

An der ehemaligen Synagoge verlasen dann wie in den Vorjahren Mitglieder der Schülervertretung die immer wieder erschreckend lange Liste der Namen der ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Münstermaifeld. Wolfgang Fuhrmann vom Förderverein Synagoge Münstermaifeld beleuchtete in seiner Ansprache insbesondere den juristischen Umgang mit den Verbrechen von 1938 in der gerade gegründeten Bundesrepublik. Mit Gebeten in hebräischer und deutscher Sprache, vorgetragen von einem Vertreter der jüdischen Gemeinde, endete die Veranstaltung.