Vom 29.04. bis zum 30.04.2025 nahm die Jahrgangsstufe 12 des Kurfürst-Balduin- Gymnasiums Münstermaifeld an einer Studienfahrt nach Verdun teil. Am ersten Tag wurden das Museum Mémorial, der Soldatenfriedhof und das Gebeinhaus von Douaument besichtigt. Am zweiten Tag folgten das Fort Douaument, der ehemalige Ort Fleury als auch der deutsche Soldatenfriedhof.

Auf Basis dieser eindrucksvollen Reise entstand folgender Artikel:
„Ich habe mir vorgestellt, dass ich nicht gehen würde. Doch ich werde in dem Moment an die Front geschickt, wo es am schlimmsten ist.“ (von einem unbekannten Soldaten, der im Ersten Weltkrieg gekämpft hat)
Wenn wir über den Ersten Weltkrieg sprechen, kommen uns zuerst Zahlen in den Sinn. 17 Millionen Tote, 850 Millionen Granaten, die eingesetzt wurden, (…). Doch das Schicksal des Einzelnen ist für uns unbegreiflich und unfassbar. Denn je größer die Zahlen werden, desto weniger werden sie für uns greifbar. Mit welchen Ängsten sahen sich Soldaten zu dieser Zeit konfrontiert? Was bedeutete damals, dass Verdun zur Hölle auf Erden deklariert wurde? Wie kann man damit leben, dem Tod ins Auge zu blicken?
Da wir im Geschichtsunterricht wenig über Einzelschicksale lernen, wird kaum jemand heute solche Fragen stellen. Dies liegt vor allem auch an der mangelnden Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg in Deutschland.
Daher beginnen wir anders: Das Besondere am Ersten Weltkrieg war, dass die Art der Kriegsführung sich radikal änderte. Es kam zu Materialschlachten und damit zu mehr Brutalität. Doch was kann das schon bedeuten?

Bevor ich nach Verdun kam, war für mich der Erste Weltkrieg ein geschichtliches Ereignis unter vielen. Nahezu unbedeutsam, um es vorsichtig auszudrücken. Und erst mit dem Besuch des Fort Douaumonts änderte sich dieser Eindruck für mich. Wenn Menschen davon erzählen, dass Orte Geschichten erzählen können, klingt das immer etwas irrational. Ich konnte dies nicht nachvollziehen, bis zu dem Moment, in dem ich in diesem Bunker stand. Die Wände dort erzählen Geschichten. Nicht der Massen, sondern des Individuums. Nicht zuletzt solche des Schreckens, des Leids und des Todes. Heute kann man sich nicht mehr vorstellen, mit welcher Angst die Menschen in diesem Bunker leben mussten. Granaten schlugen ein, die das Umland auf 300m unbewohnbar machten. Menschen versuchten verzweifelt, Land hinzuzugewinnen und opferten dafür ihre Kameraden. Unabhängig von der Zahl.
Das Leben verlor auf einmal an Bedeutung und niemanden interessierte das. Das merkte man vor allem in dem Moment, als man durch das Gebeinhaus schritt. Dort liegen Abermillionen von Knochen von Unbekannten, die man durch Fenster von draußen sehen kann. Mittlerweile ist es ein Ort des Gedenkens sowohl für Franzosen als auch für Deutsche. Es zeigt, dass wir diese Menschen niemals vergessen sollten, unabhängig von der Sicht, aus der wir auf sie blicken. Ein Mensch kann niemals weniger wert sein, nur weil er auf der Seite des vermeintlichen Feindes stand.
Frieden scheint für uns heute Alltag zu sein. Doch Alltag verleitet uns zum Vergessen. Daher ist mein Appell an euch: Reist, soviel ihr könnt. Lasst es zu, dass das hautnahe Erleben von Geschichte euch verändert. Denn nur derjenige, der seine Vergangenheit nicht kennt, ist verdammt sie zu wiederholen.
Ich danke allen begleitenden Lehrern, Frau Dohle, Frau Schäfges, Herrn Haas und Herrn Kliemt, dass wir dieses Ereignis mit ihnen teilen durften.
Des Weiteren danken wir dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., insbesondere Herrn Köppl und Herrn Baus, die uns das Erlebnis dieser Menschen so nahegebracht haben. Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, ob dieses Erlebnis so für mich möglich gewesen wäre ohne diese beiden. Es verdeutlicht nochmals, dass Geschichte nur greifbar gemacht werden kann, wenn Menschen den Mut haben, sie zu erzählen.
Vielen Dank auch an unsere zwei sympathischen Busfahrer, die die Fahrt bei der Hitze erst ertragbar gemacht haben.
Danke an das Pädagogische Landesinstitut, der Stiftung „Gedenken und Frieden“ und den Förderverein unserer Schule für die finanzielle Unterstützung dieses Projekts.
Ich hoffe, dass dieses Erlebnis noch für viele Jahrgangsstufen nach uns möglich sein wird. Denn was wir erleben durften, kann der wöchentliche Geschichtsunterricht nicht leisten.
Von Sophie Ostermann, Jgst. 12